Emotionales Essen – was ist das? Eine kurze Annäherung

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Museum der Gelüste 🙂

Menschen, die von emotionalem Essen geplagt sind, haben schon so viel probiert und landeten meist dann wieder da, wo sie begannen.

Sie fühlen sich dem Essen ausgeliefert, wie magisch angezogen, fühlen einen Mangel an Kontrolle gegenüber Lebensmitteln, bezeichnen sich als gnadenlose Genießer, resignieren, schämen sich, blühen auf durch das richtige Essen zur richtigen Zeit, halten sich für schwach, wissen nicht, wann sie satt sind, sehen Essen als bloße Notwendigkeit, halten Lebensmittel für gut oder böse, haben Schuldgefühle …

Jeder Mensch, der an emotionalem Essen leidet hat sein eigenes Potpourri an Gedanken und Gefühlen, die sogar widersprüchlich sein können.

Die obige Aufzählung ist noch lange nicht komplett.

Emotionales Essen oder „Emotional Eating“ grassiert mittlerweile schon seit längerer Zeit als fester Begriff in der Ernährungspsychologie. Andere landläufige Umschreibungen für emotionales Essen sind z.B. Frustessen oder Stressessen.

Emotionales Essen ist eine mehr oder weniger unbewusste Strategie zur Gefühlsregulation.

Nahrung wird zu sich genommen, um schädliche oder stressige Emotionen zu stillen. Manchmal direkt nach einem Konflikt, meist allerdings zeitversetzt oder als Dauergabe, um quasi präventiv gegen Stress und Unangenehmes gewappnet zu sein.

 

Emotionale Esserinnen und Esser sind keine dummen oder hoffnungslosen Menschen. Sie sind auch nicht zwangsläufig extrem dick oder den ganzen Tag mit dem Denken an die nächste Leckerei beschäftigt. Sie sind auch keine faulen erfolglosen „Weicheier“, die nur aus Ausreden und Couchfläzen bestehen.

Emotionale Esser sind nicht zwangsläufig Binge-Eater, wenn auch „emotionales Essen“ das extreme Überessen bedingen kann.

Bulimie und Anorexie werden ebenfalls u.a. durch eine ungenügende Regulation der Gefühle erzeugt, sind allerdings eigenständige psychosomatische Krankheitsfelder und kein „emotional Eating“.

Auch nicht jeder stark übergewichtige Mensch ist zwangsläufig ein emotionaler Esser.

 

Natürlich essen wir nie ohne Emotionen. Aber manchmal essen wir w e g e n der Emotionen.

Das tun auch Menschen, die grundsätzlich keine Probleme mit den Themen Gewicht, Gesundheit oder Kalorien haben. Sie essen mehr von einer Mahlzeit oder Leckerei, weil es vielleicht etwas Besonderes ist, der Geschmack herrlich ist, sie ihre geliebte Tante zum Schmunzeln bringen wollen, die Stimmung einfach gerade großartig ist.

Gerne werden Menschen mit einem „natürlichen Essverhalten“ als Maßstab oder Vorbild gepriesen, die von Natur aus wissen, wie man mit dem Essen umgeht.

Jedoch: beim Essen gibt es keine Vorbilder, es gibt schlicht und einfach das Verhalten, das einem selbst wirklich gut tut.

Im Bereich der bisher angebotenen Lösungen besteht meist ein recht einseitiger Ansatz, der hauptsächlich das Thema Essen aufgreift.

Da Menschen mit emotionaler Essproblematik zur Regulation ihrer Emotionen hauptsächlich eine einseitige Lösung haben – nämlich Essen, erscheint es oberflächlich natürlich, hier den Hebel anzusetzen.

Wahrscheinlich hat die geneigte Leserschaft schon gemerkt, dass sich bisher dadurch wenig oder nichts verändert hat.

Betroffenen ist gemeinsam, dass sie schon einiges an Diäten und Methoden ausprobiert haben, aber jedes Mal wieder bei ihrem Ursprungsgewicht landeten oder sogar noch ein paar Jojo-Effekt-Zusatzpfunde erhielten. Manch einem schwant, dass ihre oder seine Problem-Dauerschleife nicht nur am Essen liegen kann.

Hier geht es um die eigene grundlegende Beziehung zu sich selbst

Zum Abschluss noch eine kleine Liste der Merkmale emotional bedingten Essens (und es gibt noch mehr!)

 

  • Essattacken,
  • unverrückbare Rituale (Knabbern beim TV, immer was Süßes zum Nachmittagskaffee),
  • regelmäßiges Überessen bei regulären Mahlzeiten,
  • Angst zu wenig zu bekommen oder was zu verpassen,
  • immer kleine „Kummervorräte“ für den Fall der Fälle,
  • Beharren auf speziellen Leckereien und falls diese nicht da sind, schlechte Laune,
  • „Füttern“ und stetes Versorgen seiner Nächsten mit Essen,
  • leichte Verlockbarkeit durch Werbung,Düfte, bestimmte Werbeschilder,
  • fremdgesteuertes Verhalten bei Einladungen,
  • Tellerüberladen bei Buffets,
  • bewusster Frustabbau durchs Essen oder auch Feiern,
  • Glaube, man würde ohne ein bestimmtes Lebensmittel gleich zusammenbrechen

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