Angst kennt jeder Mensch. Angst hat niemand gerne. Doch Angst ist nicht nur unangenehm, sie ist auch wichtig.
Die Grundaufgabe der Angst, ist uns zu schützen. Z.B. vor waghalsigen Aktionen wie einfach auf eine befahrene Fahrbahn zu laufen oder arglos in ein unbekanntes Gewässer zu hüpfen.
In der Geschichte der Menschheit half Angst beim Überleben.
Wir unterscheiden zwischen realer Angst und pathogischer Angst, also Angst mit Krankheitswert.
Beispiele für reale Ängste sind Angst bei Naturereignissen wie Stürmen oder Erdbeben oder Angst bei Begegnung mit einem wilden Tier oder einem gewalttätigen Menschen.
Bei pathologischer Angst muss nicht ein direkter Aggressor auftauchen, damit die typischen Angstsymptome wie Zittern, Schwitzen, Taumeln, Übelkeit, Atemprobleme etc. erscheinen, es genügt allein die eigene gedankliche Bewertung , um Angst entstehen zu lassen.
Dem Gehirn ist es dabei egal, ob wir einem realen Angstauslöser vor uns haben oder ob wir eine Situation nur innerlich katastrophisieren, um ängstlich zu reagieren.
Menschen, die an einer Anststörung leiden, haben verlernt oder erst gar nicht erlernt, sich selbst aus dem Gefängnis irrationalen Angstdenkens zu befreien.
Auch Nichtbetroffene können an irrationalen Ängsten punktuell leiden, doch sie erkennen schnell, dass sie einem Irrtum aufgesessen sind und legen das Thema ad acta.
Betroffene haben stattdessen irgendwann eine fehlgeleitete, unlogische Lernerfahrung gemacht, sie erfuhren eine sogenannte Konditionierung.
Folgendes Beispiel wurde mir erzählt: eine Frau bekam einen frisch gefangenen toten Karpfen und sollte ihn zubereiten.
Nachdem sie ihn auf ein Holzbrett zum Abschuppen gelegt hatte, zuckte der Karpfen noch einmal. Obwohl die Frau schon viele Karpfen in ihrem Leben ausgenommen und gesäubert hatte, schrie sie erschreckt auf und der Karpfen glitt aus ihren Händen. Die Frau war sehr erregt.
Das Kind der Frau war im gleichen Raum anwesend, es hörte den Aufschrei und sah, wie die Mutter den Karpfen fallen ließ. Im Kopf des Kindes braute sich folgende Rechnung zusammen: „Fisch bringt Mutter zum Schreien, Fisch ist böse“. Fortan aß das Kind keinen Fisch mehr und fürchtete sich vor gefangenen und auch lebenden Fischen jeder Art.
Die Frau selbst hatte noch nie zuvor einen so extrem frischen Karpfen in der Hand gehabt und wusste nicht, dass solche postmortalen Zuckungen vorkommen können.
Das Kind sah, dass seine Mutter einer Bedrohung ausgesetzt war und sein Gehirn setzte dies in einer Angst vor Fischen um. Allein die Verknüpfung von Gedanken und Bewertungen hat genügt, um die Fischphobie zu verankern.
(Übrigens hatte die Mutter gar nicht mitbekommen, dass das Kind den Raum betreten hatte und wunderte sich noch viele Jahre, warum das Kind auf einmal Angst vor Fischen hatte.)
Von Angst mit Krankheitswert betroffene Menschen wissen sehr wohl, dass die meisten Menschen ähnliche Situationen als harmlos einstufen würden. Nur wissen sie leider nicht, wie sich sich selbst davon überzeugen können.
Und hier, verehrte Leserinnen und Leser, möchte ich Euch sagen, dass dies nichts damit zu tun hat, wie intelligent ein Mensch ist.
Es handelt sich um nicht vorteilhafte Verknüpfungen von miteinander unabhängigen Ereignissen. Die inneren Bewertungen, das „Kopfkino“ schalten die Angstkaskade quasi künstlich an.
Pathologische Ängste ziehen als Begleiter die Angst vor der Angst („es könnte etwas kommen“) und ein starkes Vermeidungsverhalten von bestimmten Situationen mit sich.
Die Angst klebt an ihnen wie ein Schatten , sie chronifiziert und kann nicht ignoriert werden.
Darunter leiden Lebensqualität, Sozialverhalten und Gesundheit. Es bilden sich teilweise wahre Angstspiralen.
Beispielsweise entwickelte sich die Schlangenphobie eines erwachsenen Mannes so stark, dass er seinen Garten und die angrenzenden Wiesen nur in bis zur den Oberschenkeln reichenden Gummistiefeln betrat
oder bei einer jungen Dame, die bereits bei Fotografien oder Fernsehbildern von Schlangen oder Blindschleichen die Flucht ergriff.
Doch es muss nicht so bleiben. Die kognitive Verhaltenswissenschaft geht davon aus, dass Angst ein erlernter Prozess ist und dass alles, was nicht zielführend erlernt wurde, durch die richtige Anleitung wieder umgelernt werden kann.
In meiner Praxis arbeite ich zur Therapie von Ängsten und Phobien mit Hypnose und/oder integrativer kognitiver Verhaltenstherapie.
Letzteres kommt auch Menschen zugute, die Hypnosetherapie ablehnen oder aus bestimmten Gründen nicht erhalten dürfen. Eine Verknüpfung beider Therapieformen kann je nach Fall zum Ziel führen, wie auch pure Hypnosetherapie .
Es ist keineswegs eine Schande, an Ängsten zu leiden. Und sich von dem Leiden an ihnen durch geeignete Methoden zu befreien, ist sogar besonders mutig.
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