– eine stille, kraftvolle Reise zu sich
Stell dir vor, ein Mann sitzt dir gegenüber. Vielleicht ein Vater, ein Kollege, ein stiller Nachbar, ein Freund.
Er wirkt ruhig, vielleicht ein wenig in sich gekehrt.
Und dann sagt er leise: „Ich glaube, in mir steckt etwas, das ich so lange weggesperrt habe. Etwas Kleines, das Angst hat, allein ist – und das sich nicht zeigen durfte.“
Es ist das innere Kind. Und ja, es lebt auch in Männern.
Ich habe das Privileg, diese Erkenntnisse mitzuerleben und zu begleiten.
Meist ist es dann recht still in meiner Praxis.
Kostbare Augenblicke.

Männer und ihr inneres Kind – ein oft überhörtes Echo
Wenn wir von innerer-Kind-Arbeit sprechen, taucht oft zuerst das Bild einer Frau auf, die sich auf den Weg macht, sich selbst liebevoll zu begegnen.
Viele Männer hingegen haben gelernt: Funktionieren ist wichtiger als Fühlen. Stärke heißt, keine Schwäche zu zeigen. Emotionen? Lieber kontrollieren als zulassen.
Doch unter dieser Fassade lebt ein Teil, der lange keine Worte hatte.
Ein Junge, der vielleicht oft allein war.
Der sich nach Zuwendung gesehnt hat.
Der gelernt hat, seine Tränen zu schlucken, weil niemand sie aushielt.
Der sich geschämt hat, wenn er Angst hatte oder wütend war.

Warum Männer anders an das Thema herangehen
In meiner Arbeit mit Männern erlebe ich immer wieder: Sie kommen oft später in die Therapie als Frauen.
Nicht, weil sie weniger leiden. Sondern weil der Zugang zu sich selbst meist über Umwege führt.
Über körperliche Symptome. Über eine Krise. Über das Gefühl, innerlich leer zu sein, obwohl im Außen scheinbar alles „passt“.
Männer sind oft Meister darin, zu analysieren.
Sie suchen Erklärungen, wollen verstehen bevor sie fühlen. Und genau darin liegt ihre Stärke.
Denn wenn sie dann wirklich in Kontakt mit ihrem inneren Kind kommen, geschieht etwas Unglaubliches:
Sie hören wirklich zu. Sie bleiben. Sie weichen nicht aus.
Denn was Männer oft brauchen, ist kein „Loslassen“.
Sondern eine Form von Ankommen bei sich.
In Sicherheit.
Ohne bewertet zu werden.
Ohne dass jemand an ihnen „herumtherapiert“.
Dazu die Erkenntnis von S.:
Mit jeder Umarmung in der Vergangenheit geht es mir auch in der Zukunft gut.
Was die therapeutische Arbeit mit Männern so besonders macht
Wenn ein Mann beginnt, sich seinem inneren Kind zuzuwenden, ist das oft ein stiller, fast heiliger Prozess.
Kein großes Drama.
Kein lautes Weinen (auch wenn das natürlich sein darf).
Sondern ein tiefes Erkennen: Da ist ein Teil von mir, den ich so lange vergessen habe. Und ich bin bereit, ihn wieder aufzunehmen.
Dabei entsteht zumeist eine unglaubliche Zärtlichkeit zu diesem inneren Anteil.
Ich sehe diese dann in den Gesichtern der Klienten, in ihren Bewegungen und fühle dabei tiefen Respekt für die Wandlung.
Diese Arbeit braucht Geduld.
Vertrauen.
Und manchmal auch klare Worte.
Männer profitieren oft von Struktur, also von einem Rahmen, der Halt gibt.
Und gleichzeitig von einem Raum, der weich ist.
Der erlaubt, auch einmal nichts zu „tun“. Nur zu spüren.
Was mich immer wieder berührt: Wenn Männer sich trauen, ihrem verletzten inneren Kind mit Fürsorge zu begegnen, geschieht oft auch ein Wandel in ihrem Umfeld.
Sie werden präsenter.
Authentischer.
Und sie beginnen, auch für andere (Partner:innen, Kinder, Freunde) der sichere Hafen zu sein, den sie sich selbst so sehr gewünscht haben.

Ihr dürft euch selbst begegnen.
Vielleicht liest du das hier als Mann und spürst, dass dich etwas in dir berührt.
Oder du denkst an einen Menschen, dem du diesen Text schicken möchtest. Ich möchte dir sagen:
Du bist nicht allein. Du bist nicht zu spät. Und dein inneres Kind wartet nicht auf Erklärungen , sondern schlichtweg auf dich.
Manchmal hilft es, kleine Verbindungen zu schaffen zwischen dem, was wir denken, und dem, was wir fühlen.
Zwischen dem, was hinter uns liegt, und dem, was heute möglich ist.
Zwischen Kopf und Herz.
Zwischen gestern und heute.
Zwischen dem, was war und dem, was sein darf.
In respektvoller Verbundenheit,
Claudia
Wenn du Fragen hast oder dir Unterstützung auf diesem Weg wünschst, dann schreib mir gern. Du musst nichts „vorbereiten“. Du darfst einfach du sein.
Was geht dir beim Lesen durch den Kopf? Ich freue mich, wenn du in den Kommentaren ein Stück deiner Gedanken teilst, ganz egal, ob kurz oder ausführlich