In den Medien und in den Social Media grassiert das Thema Prioritäten. Man resümiert, was aus den Vorsätzen vom Jahresbeginn wurde. Ich mache dieses Mal auch mit. 🙂
Eckhart von Hirschhausen sagte kürzlich in einem Radio-Interview zum Thema Ziele , dass er einen Sozialwissenschaftler gefragt hätte, warum Menschen sich gleich zu Jahresbeginn den Kalender mit Terminen vollfrachten. Der Befragte antwortete, dass es möglich wäre, dass Leere eine gewisse Angst erzeugen könnte.
Und so kann es wohl auch sein, wenn Menschen sich viele Prioritäten setzen, dass sie so versuchen, Angst oder Furcht zu vermeiden: nämlich, Dinge zu vergessen oder zu wenig Wesentliches auf dem Schirm zu haben.
Beim Thema „Prioritäten setzen“, plädiere ich für Gelassenheit.
Ich arbeite immer wieder mit Klientinnen und Klienten, die an Stresserkrankungen und -auswirkungen leiden und erarbeite dabei auch Prioritätenrankings zu verschiedenen Bereichen ihres Lebens.
Daher ist mein Ansatz: „Weniger ist mehr!“
Ich weiß, momentan sind „Bullet-Lists“ und „Priority-Journals“ unheimlich beliebt. Aber in den meisten Fällen werden sie anfänglich hingebungsvoll verziert und bemalt und gepostet und letztendlich verstauben sie bis Jahresende in irgendeiner Ecke.
Damit es vorangeht, ist Klarheit nötig.
Oft werden Prioritäten mit Zielen und Kalendereinträgen in einen Topf geworfen.
Bei Prioritäten haben wir meist „Musts“ dabei. Dinge, die eben getan werden müssen, weil es der Beruf verlangt, das Auto sonst kaputt geht oder die Miete zu zahlen ist.
Diese Dinge sind klar begrenzt und oft agieren Menschen effizienter, wenn es um Prioritäten geht, indem sie dadurch etwas „Negatives“ vermeiden wollen und eine gewisse Kontrolle erfahren. Das macht ihnen Beine.
Spannenderweise wird es komplizierter, wenn es um Dinge geht, die einen höchstpersönlich betreffen, wenn es Anliegen sind, die einem Gutes bringen sollen, die mit der Zuwendung zu sich selbst zu tun haben. Aber dies nur am Rande.
Synonyme für das Wort Priorität sind „Vorrang und Vorrangigkeit, Erstrangigkeit, größere Bedeutung, Stellenwert und größeres Recht“.
Also geht es um die große Glasglocke, das Motto, die Philosophie, die das Handeln umfasst.
Angenommen, meine Priorität ab 2018 würde „mehr Familie“ heißen, dann könnte dies ja viel bedeuten.
Also bedarf es etwas mehr an Griffigkeit. Hier kommen nun Ziele mit ins Boot. Jede Priorität wird idealerweile von einzelnen Zielen gestützt.
Familiäre Ziele könnten sein: mehr Ausflüge am Wochenende, regelmäßige Brettspielabende, mehr Besuche bei den eigenen Eltern, den Verwandten, weniger Überstunden für mehr Familienzeit, mehr familiäre Kommunikation, eine Familie gründen, heiraten, ein Haus erwerben, Familienfeiern planen und durchführen, weniger Ehrenamt übernehmen, ein Familienhobby finden usw…
Und nun zu meinem „Weniger ist mehr – Ansatz“:
aus dem ganzen Pott an Einzelzielen, suche ich mir die TOP 3 heraus. Die, die ich am reizvollsten finde, am „sexiesten“ und notiere sie mir.
Das Dranbleiben an Prioritäten scheitert oft an Ungenauigkeit und mangelnder Attraktivität sowie unbewältigbarer Masse der dazu gehörenden Ziele.
Wann ist ein Ziel „sexy“?
- Wenn man sich die Freude, den Gewinn, den Erfolg gut ausmalen kann,
- wenn es bewältigbar ist,
- es zu einem selbst passt (und auch aus tiefstem Herzen kommt)
- und überschaubar ist.
Für jedes Ziel kann sich ein eigener zeitlicher Rahmen gesteckt werden und man beginnt nacheinander mit den Zielen. Sobald Nr. 1 läuft, darf Nr. 2 begonnen werden und dann irgendwann 3.
Wer sorgfältig und mit Maß und Liebe seine Ziele zusammenstellt, bleibt mit kleinen Schritten besser bei seiner Priorität als jemand, der einen ganzen Wust zusammenstellt, um diesen irgendwann frustriert in die Tonne zu klopfen.
Das meine ich mit Gelassenheit: Politik der kleinen Schritte.
Nur wenige Ziele, die die Priorität stützen.
Diese dann aber nach den Maßstäben von Genauigkeit, Bewältigbarkeit und Attraktivität wählen.
Was auch die größte Gelassenheit nicht ersetzen kann, ist ein gewisses Zielbewusstsein. Der Wille und auch das Handeln, die gesetzten Ziele zwischendrin mal wieder abzuchecken und sich eine Deadline einzurichten und einzuhalten, gehören ebenso zum Ganzen.
Und je weniger abzuhaken ist , um die eigene Priorität einzuhalten, um so einfacher.
Maximal drei bewältigbare Ziele sind viele Male besser als 50 auf meiner „Priority-List“ , von denen schließlich Null in die Tat umgesetzt werden.
Und nun ran an Deine TOP 3!
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