Gute Gefühle konservieren

Erfahre in diesem Artikel, wie Du es ganz praktisch schaffst, gute Gefühle zu bewahren

 

2017glas

 

Zu Beginn eines neuen Jahres machen sich viele Menschen Gedanken, wie sie die kommenden 365 Tage erfüllender für sich gestalten können.

Dankbarkeit und praktizierte Achtsamkeit gelten als Türöffner , um sich endlich in der eigenen Haut besser zu fühlen.

Es ist mittlerweile bekannt, dass dankbar zu sein und den eigenen Alltag achtsam zu gestalten, ein wirksames Gegenprogramm zu negativem Denken sein können.

Das Festhalten von Momenten, in denen Dankbarkeit gefühlt wird, gehört bereits zum Repertoire der Werkzeuge u.a.  in der kognitiven Verhaltenstherapie.

Wie mache ich das?

Klassisch führen Menschen ein Tagebuch oder eine Liste, in die sie diese Momente eintragen, um sie immer wieder oder bei Bedarf vor dem Auge zu haben. Das Internet strotzt vor Anleitungen, wie man sich dergleichen anlegen kann. Mittlerweile sind Aufbewahrungsgläser für dankbare Momente richtig  in Mode gekommen.

Ich selbst bin ein Fan davon. Das heißt nun nicht, dass bei mir daheim oder in meiner Praxis zig solcher Gläser herumstehen und schon bis zum Bersten mit Dankbarkeit gefüllt sind.

🙂

Ich habe genau ein Glas. Das genügt völlig – für mich.

Ich bin auch nicht der Meinung, dass genannte Gläser für jeden das Non-plus-Ultra sind. Handschriftliches Notieren, eine Merkliste im Smartphone speichern oder eine einfache Pappschachtel tun es nach wie vor genau so. Optik und Handling sind Geschmackssache.

Wer Lust hat, beklebt und verziert sein persönliches Archiv. Ich habe es getan und „Wärmespeicher“ genannt und noch  2017 auf die Rückseite geklebt. Kann man machen, muss man aber nicht.

Übrigens kann man natürlich auch zu jedem beliebigen Zeitpunkt mit dieser Art der Gedankenkonservierung beginnen, nicht nur am Jahresanfang.

Was kommt hinein?

Meistens scheitert das Bewahren von dankbaren Momenten noch nicht mal an der Art des Speicherns, sondern am Erkennen der geeigneten Situationen. Dankbarkeit ist für viele Menschen ein ziemlich abstrakter Begriff und so mancher fragt sich, was genau das sein soll. Es gibt Menschen, die mit Dankbarkeit Unangenehmes verbinden, wie etwa geheuchelte Dankbarkeit oder Unterwürfigkeit oder sich sogar fragen, wofür sie denn bitte dankbar sein sollen.

Ich finde, wir können uns die Sache auch einfacher machen.

Aus meiner Sicht ist es ausreichend und zielführend, einfach Momente zu konservieren, die einen positiv berühren.

Es müssen nicht gleich Freudenstürme sein wie z.B. beim Sieg der Lieblingsmannschaft. Kleine feine Botschaften des Alltags haben bereits genügend Kraft: eine freundliche Umarmung, der 1.- Euro-Gewinn an der Losbude, der unerwartet ideale Parkplatz, eine Postkarte oder die Freude an einem schönen Theater- oder Kino-Abend.

In mein Glas zum Beispiel dürfen ganz viele unterschiedliche Momente hinein, wichtig ist nur eines: sie erzeugen eine tiefe Fröhlichkeit, die mich lange berührt.

Damit mir solche kostbare Augenblicke nicht verloren gehen, habe ich nun Dank des Glases die Möglichkeit, sie zu konservieren.

Was das Glas nicht ist: ein normales Tagebuch oder ein Notizbuch für alles Mögliche. Ich lege ausgewählte Momente hinein, von denen ich die Überzeugung habe, dass das Denken an sie für mich auch in näherer oder fernerer Zukunft wärmend und erfreuend sein wird.

Ich lege ab und zu das eine oder andere Symbol hinein, wie eine Muschel, eine Feder, einen Stein, eine Eintrittskarte.

Aber am allermeisten notiere ich mit wenigen Stichworten auf ein kleines Blatt, was mir gut tut bzw. ich erfahren habe, falte es und lege es ins Glas.

Dazu nutze ich kleine Notizblätter, Haftnotizen oder Restpapier. Alles ohne Schönschrift 😀

 

collageglas

Wieso macht solch eine Sammlung Sinn?

Es gibt immer wieder Situationen im Leben, die uns fordern , an uns zweifeln lassen oder uns denken lassen, dass alles schlecht sei.

Aus der Distanz gesehen und wohlwollend betrachtet stimmt die schlechte Meinung nicht , die Menschen in solchen Zeiten haben. Stecken wir gerade im Dilemma drin, können wir weniger objektiv sein.

Die überzeugendsten Gegenargumente sind die positiven Momente, die wir selbst erlebt haben.

Sie sind oft stärker als der liebevollste und ehrlichste Trost anderer für uns.

Die guten Gefühle sind ja bereits in uns gespeichert, doch verblassen sie ohne Notieren recht schnell bzw. werden von negativen erdrückt.

Wie oft soll ich das Glas füllen?

Je öfter, desto besser. Es wird Zeiten geben – besonders zu Anfang ist das so 🙂 – mit vielen Einträgen und auch Zeiten, in denen wenig bis gar nichts passiert. Auf gute Momente zu lauern, ist wenig ergiebig.

Wie nutze ich es denn am besten?

Nicht nur das Glas zu füllen, ist das Ziel.

Egal, ob nur 1 Notiz oder 47 im Glas liegen. Es ist schön, ein kleines Leseritual einzuführen: z.B. sich einmal pro Woche ein wenig ungestörte Zeit zu gönnen mit dem Lesen  und Nacherleben der notierten Momente an einem bestimmten Zeitpunkt, der idealerweise fest ist.

Das Glas ist keine reine Notfallbox für schlechte Zeiten.

(Gut, das ist es auch noch.) Doch entspannt die guten Worte zu lesen, dringt effektiver in unser System ein als unter Stress.

In stressigen Zeiten empfiehlt es sich, die Aufzeichnungen sehr sehr oft zu lesen, wenigstens einmal täglich.

Ob als Glas, Notizbuch oder Sammlung in einer Schachtel: dieses Vorgehen kann eine wirksame Ergänzung parallel zu Therapie und Beratung sein, ist aber keine Allzweckwaffe. Es gilt wieder dranzubleiben, ohne Perfektion doch mit Freude.

 

 

 

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