Alle Menschen möchten einfach nur glücklich sein. Viele suchen nach dem Glück. Viele versprechen, anderen den Weg zum Glück zu zeigen. Mittlerweile gibt es bereits einen richtigen „Glücksmarkt“ mit Seminaren, Kongressen, Workshops, Literatur und unzähligen Webseiten.
Viele Wege führen nach Rom
Es gibt leider nicht d i e Methode, um endlich glücklich zu leben. Befrage ich 100 Menschen zum Thema „glücklich leben“, erhalte ich 100 unterschiedliche Antworten.
Und immerhin gibt es dadurch bereits eine Antwort: Glück ist das, was für den einzelnen ganz individuell stimmt.
Glück ist auch nicht allein das punktuelle Glücksgefühl, etwa wenn man 100 Euro in der Lotterie gewinnt. Glück ist das „große Ganze“.
Mancher stellt sich einen glücklichen Menschen als jemanden vor, der stets ein besseltes Lächeln auf den Lippen trägt und irgendwie über den Dingen zu schweben scheint wie von einer Nano-Schicht überzogen, die alles Ungemach einfach abperlen lässt. Nichts kann ihm etwas anhaben.
Hm, das könnte allerdings auch auf Substanzmissbrauch hindeuten. 🙂
Der Weg zum Glück ist auf der einen Seite einfach und dennoch auch abstrakt.
Je weniger besssen jemand auf der Suche nach dem Glück ist, desto eher trifft er auf dieses.
Je offener ein Mensch für die kleinen Momente des Glücks ist, desto besser nimmt er sie wahr.
Je achtsamer die feinen Nuancen von erfreulichen Alltagsmomenten wahrgenommen werden, um so besser das Tagesglücksgefühl und um so höher die lebenszeitliche Glücksbilanz.
Es ist ein Mythos, dass glückliche Menschen sich nie schlecht fühlen oder sich nie ärgern oder dass jeder Tag gleichförmig selig verläuft. Sie werden genauso mit schlechten Nachrichten, Todesfällen, nörgligen Vorgesetzten oder streitsüchtigen Nachbarn behelligt. Sie haben allerdings Strategien, um nicht länger als nötig mit solchen Widrigkeiten zu hadern.
Es fällt ihnen leichter, mit unangenehmen Zuständen doch noch abzuschließen und sie geben sich dazu die nötige Zeit.
Sie tragen die Erfahrung in sich, dass es sich mehr lohnt, im Hier und Jetzt klar zu kommen, als sich in den Stress von einst immer wieder hineinziehen zu lassen. Sie akzeptieren, dass dies ihnen an manchen Tagen weniger gelingt und an anderen gut.
Da komme ich gleich auf den nächsten Punkt: wer Glück empfindet und lebt, polarisiert weniger.
Er oder sie bewertet weniger, trennt weniger nach schwarz oder weiß, gut oder böse, schön oder hässlich, sondern sieht in dem ganzen Brei zwischen den Polen die Möglichkeiten.
Zum Glücklichsein gehört also auch eine Menge Akzeptanz allerdings ohne Perfektionismus oder Fatalismus, ohne den Anspruch, dass jeder Tag extrem erfüllend, inspirierend, belohnend usw. sein muss.
Was nicht optimal lief, wird bei Menschen, die sich als glücklich bezeichnen, als Erfahrungswert gesehen und nicht als Sackgasse ohne Ausweg.
Eine erste Zusammenfassung vom Glücklichsein könnte so lauten : weniger bewerten, weniger hadern, Öffnung für schöne Situationen, akzeptieren.
Vielleicht einfach ein liebevollerer Umgang mit dem Leben.
Ich arbeite ja nicht als Glückstherapeutin. Das Thema Glück kommt oft einfach mit meinen Klientinnen und Klienten „hereingeschneit“.
Wer meine Unterstützung sucht, kommt nicht mit dem Anliegen „mach mich glücklich“, sondern trägt ein konkretes Leid mit sich. Und dennoch kommt in der Zusammenarbeit heraus, dass trotz des persönlichen Unglücks es bereits einiges an Glück im Leben gibt .
Diese Erkenntnis kann übrigens auch sehr förderlich für die Therapie sein, wenn auch sie nur einen Baustein von mehreren darstellt.
Wie entwickeln diese Menschen ihr Glücklichsein praktisch in der Zusammenarbeit?
Es ist ein Mix aus kognitiven Methoden, Achtsamkeit und Arbeit mit dem Unterbewusstsein.
Werkzeuge für den Alltag und Entspannung gehören ebenfalls ins Team.
Die Vorlage dafür bildet jeweils das individuelle Leben des Klienten. Es ist ein höchst spannender Prozess.